Bio oder nicht bio?

Bio-Lebensmittel - eine gute Entscheidung? Oder einfach nur Geldverschwendung?

Wir werfen einen Blick hinter die Bio-Kulissen.

Bio-Lebensmittel | Sinn oder Unsinn? | ewe Küchen

Der Bio-Anteil an gekauften Lebensmitteln steigt seit Jahren kontinuierlich und erreichte im Juni 2020 erstmals mit 10 % einen zweistelligen Wert. Zwei Meinungsumfragen der AMA bestätigen: Die Wertschätzung für Lebensmittel ist so hoch wie nie.

Den höchsten Bio-Anteil in den Verkäufen im Lebensmittel-Einzelhandel verbuchen Eier und Milch. Auch bei Kartoffeln, Gemüse und Fruchtjoghurt sind die Zahlen hoch. Deutlich geringer dagegen werden Bio-Alternativen aus Wurst, Schinken und Fleisch ausgewählt.

Bio-Lebensmittel sind definitiv teurer als die gleichen Produkte aus konventioneller Herstellung. Kann man nun sagen, dass Bio immer besser ist?
Das Wissensmagazin Quarks hat einen analytischen Blick gewagt und Folgendes herausgefunden.

Wirkung auf die Umwelt

Böden ist das wichtigste Gut der Landwirtschaft. Doch werden häufig durch Überdüngung Nitrat-Grenzwerte überschritten. Zu hohe Belastungen gelangen auch ins Grundwasser.
Im Bioanbau dagegen wird auf mineralische Düngemittel verzichtet, das verringert das Problem. In der Freilandtierhaltung gibt es eine Obergrenze von Tieren pro Fläche, sodass nicht zuviel Gülle in den Boden gelangt.

Bei Pestiziden sind für den biologischen Anbau zugelassene Pestizide nicht unbedingt immer weniger schädlich. Dadurch, dass Biobauern aber generell weniger davon verwenden und auch auf natürliche Schädlingsbekämpfung zurückgreifen (robuste Arten, Nützlinge, etc.) minimieren sich die negativen Auswirkungen.

Generell kann man sagen, dass sich Bio-Anbau positiv auf Boden und Biodiversität auswirkt und hier definitiv besser abschneidet, als die konventionelle Landwirtschaft.

Klimaeffekte

Die Landwirtschaft hat einen Anteil am Ausstoß von Treibhausgasen, und zwar in Form von Methan und Lachgas. Das sind die direkten Treibhausgasemissionen.
Methan entsteht während des Verdauungsvorgangs von Wiederkäuern, Lachgas dagegen durch Düngung mit mineralstoffhaltigen Düngemitteln.

Natürlich produzieren auch die Milchkühe von Biobauern Metha, allerdings weniger, da sie mehr Grünfutter zu fressen bekommen. Auch durch den Verzicht auf mineralstoffhaltige Dünger schneiden Biobetriebe hier besser ab.

Indirekte Treibhausgasemissionen entstehen durch Importe von Lebensmitteln. So stammt rund ein Drittel der verkauften Bioäpfel aus Italien und muss von dort hierher transportiert werden. diese muss man natürlich auf die Treibhausgasbilanz aufschlagen.
Aber: Konventionelle Lebensmittel werden genauso und noch mehr importiert.

Sind Bio-Lebensmittel gesünder?

Zahlreiche Studien konnten keinen markanten Unterschiede feststellen. Ein paar gibt es dennoch:

Konventionell produzierte Milch enthält mehr Jod, das wir für die volle Funktionsfähigkeit unserer Schilddrüse benötigen.

Konventionelles Gemüse enthält mehr Aminosäuren durch den Einsatz von stickstoffhaltigem Dünger.

Bio-Gemüse punktet dafür mit mehr Vitamin C. Und Bio-Fleisch und -Milch enthalten mehr ungesättigte Fettsäuren.

Konventionelle Produkte sind deutlich mehr mit Pestiziden und Antibiotika-Rückständen belastet als Bio-Ware.

Fazit: Hier kann man nicht eindeutig sagen, dass eine Ernährung mit Bio-Lebensmitteln automatisch eine gesündere Ernährung darstellt. Viel mehr Auswirkung auf unsere Gesundheit hat die Zusammenstellung unserer Nahrung: Wer mehr Obst und Gemüse isst, ernährt sich gesünder. Egal, ob diese aus biologischem oder konventionellen Anbau stammen.

Sind Tiere aus Bio-Haltung glücklicher?

Das wichtigste Argument für den Kauf von Bio-Fleischwaren ist meist das Tierwohl. doch auch das muss nicht automatisch stimmen.

Beim Auslauf sehr wohl - denn Bio-Tieren steht laut Verordnung deutlich mehr Platz und Freilauf zur Verfügung als konventionell gehaltenen Tieren. Einem Bio-Mastschwein stehen 1,3 Quadratmeter Stallfläche und 1 Quadratmeter Auslauf zu. Bei einem "normalen" Schwein sind es nur 0,75 Quadratmeter im Stall, und Auslauf muss gar nicht sein.

Eingriffe wie zum Beispiel das Schwanz-Kupieren oder das Schnabel-Stutzen dürfen in der biologischen Landwirtschaft nicht routinemäßig gemacht werden - mit spezieller Genehmigung sind sie aber erlaubt und werden auch in Biobetrieben verbreitet angewendet.

Aber selbst die besten Vorschriften für die Tierhaltung machen nicht automatisch ein glückliches Tier aus. Die Forschung hat festgestellt, dass nur in 35 % der untersuchten Fälle die ökologische Haltung besser war. Ökostandards sind also kein Garant dafür, dass es den Tieren dort besser geht.

Und was ist nun der Fazit? Bio kaufen oder nicht kaufen?

Bei Bodenqualität und Biodiversität schneidet Bio definitiv besser ab, bei Klimaschutzaspekten ist Bio aber nicht immer besser.

Gesundheitsbewusste Ernährung beinhaltet generell viel Gemüse und Obst und wenig Fleisch und Fisch - egal ob konventionell oder Bio.

Am besten ist es, wenn man die Vorteile beider Systeme kombiniert und regional und saisonal einkauft. Denn viele Bauernhöfe haben aufgrund der Kosten und des Aufwands keine Bio-Zertifizierung, übererfüllen aber alle Kriterien,

Quellen:

AMA
Quarks